HERZLICH WILLKOMMEN!

Mit diesem Blog möchte ich gerne alle Interessierten einladen, an unseren Törns teilzuhaben.
Für Bootfahrer soll es eine Hilfestellung zur eigenen Törnplanung sein, wobei alle Hinweise sich immer auf das Jahr beziehen, in dem wir die Tour gemacht haben, d.h. sie werden nicht laufend aktualisiert! Für weiterreichende Anfragen stehe ich gerne zu Verfügung.
Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden, aber nicht ohne Erlaubnis heruntergeladen oder anderweitig verwendet werden, denn das Urheberrecht liegt bei mir, schreibt mich einfach bei Bedarf an.
Ihr findet mich übrigens auch bei Instagram unter @my_bettelu

Nun aber viel Spaß beim Lesen ... Gruß Bettina

2023 – es geht wieder in den Norden > über Hamburg und die Nordsee nach Bremerhaven ...
            ist aber noch noch nicht vollständig 🖥️ ...

Letztes Update: August 2023

2014 - Leinen los - unsere erste Saison: Minden - Oberhausen - Bremen - ...



Dienstag 15. April 2014 - Es ist soweit, BetteLu darf endlich wieder ins Wasser!
Aufgeregt wie kleine Schulkinder stehen wir dabei und schauen uns die Wasserlassung an.
Hoffentlich ist der Rumpf bei unseren vielen Schleifarbeiten auch dicht geblieben!!!

Ja, ist er und der Motor springt auch gleich an - da haben wir wohl alles richtig gemacht.

Ostertour nach Minden

 
Schon 2 Tage später starten wir zu unserem ersten Törn. Es geht bei Sonnenschein zunächst Richtung Norden, schwenken dann ab Richtung Osten in den Mittellandkanal. Unser erstes Übernachtungziel ist die Marina Recke, ein kleiner Hafen bei km 12,8. Beim Anlegen begleitet uns - wie schon so oft - ein leichter Regen - das wäre doch nicht nötig gewesen.
 

 



Durch die stürmischen Winde ist es eine unruhige erste Nacht an Bord,
doch morgens hat sich das Wetter beruhigt, es ist nur noch bewölkt,
Da 85 km vor uns vor uns liegen, starten wir bereits um 10:16 Uhr den Motor und kommen ohne Probleme zügig voran.
Manchmal sind wir ganz allein unterwegs, dann wieder ist es sehr drubbelig durch die Berufsschifffahrt, wir halten uns da lieber dezent im Hintergrund.


Gegen 16:30 Uhr die Überraschung:
auf der Brücke in Südhemmern erwartet uns ein Empfangskomitee in Form von 6 wild winkenden Personen:
die Familie meiner Schwester erwartet uns. Ein schönes Bild, vor lauter Freude vergesse ich ein Foto davon zu machen - Schade! Aber 3 der sportlichen Jugendlichen begleiten uns ein Stück des Weges in flottem Lauftempo...


Kurz darauf können wir sicher sein,
auf dem richtigen Weg zu sein,
denn folgender Garten sagt uns,
wo wir gerade sind:

Bald darauf erreichen wir unser heutiges Ziel, den YachtClub Minden, dort soll am Karsamstag das Schiff meiner kompletten Familie vorgestelt werden - hoffentlich bei Sonnenschein, zur Zeit ist es noch bewölkt, aber trocken.


Samstags scheint tatsächlich die Sonne und wir genießen die bestellten Brötchen auf dem Achterdeck. Dann heißt es schon vorbereiten für den Empfang: es ist alles da: gekühlter Sekt, Kleingebäck, frisches Rosinenbrot (dank privatem Lieferservice), Kaffee und Tee. Alles drapiert auf einem Tisch am Steg, das sollte sich rächen, denn als wir dann mit 15 Personen davor stehen, stellen wir fest, dass der Steg nicht für so viele Leute ausgelegt ist, er ist schwimmend angelegt und geht baden, mit ihm gerät auch der Tisch in Schieflage, was den schmalen Sektgläser nicht gut tut, sie "tanzen" auf dem Tisch herum und mein Bruder und ich haben alle Mühe, sie einzufangen, aber es gelingt uns, dass keines ins Wasser fällt. Fix die Personen zum Hauptsteg schicken und den Tisch ebenfalls dorthin platzieren. Was für ein stürmischer Empfang. Der gesellige Nachmittag ist dann sehr schön und das Boot wird von allen eingehend begutachtet. Einige wären wohl am nächsten Tag am liebsten gleich mitgefahren...



Tags darauf machen wir uns auf den Rückweg, vorbei an schön leuchtenden Rapsfeldern. Abends liegen wir etwas geschützt bei km 47,5 an einer Sportbootliegestelle. 


Hier präsentiert sich ein schöner Sonnenuntergang und später am Abend auch ein Feuerwerk, riechen kann man auch die vielen Osterfeuer.


Ostermontag erreichen wir abends wieder unseren Heimathafen,
so schnell ist die erste Tour vorbei, doch morgen geht es weiter Richtung Ruhrgebiet.



Ostertour nach Oberhausen

Mit abgespeckter Mannschaft (der Sohn hat diese Woche leider keine Zeit) geht es bei bewölktem Wetter am frühen Nachmittag los Richtung Süden. An der Schleuse Münster müssen wir kurz warten, doch dann können wir einfahren. Direkt dahinter beim Bunkerschiff Lohmann besorgen wir uns noch fix die blauen Stromschlüssel, mit denen kann man an einigen Sportbootliegestellen Stromabzapfen. Den kleinen YC Dortmund Olfen erreichen wir am späten Abend, aber man heißt uns nach telefonischer Anmeldung noch gerne willkommen. Obwohl man hier 700 m weit in einem Altarm liegt, merkt man stark die herein drückenden Wellen von den vorbeifahrenden Berufsschiffern.
Tags darauf fahren wir bei Henrichenburg in den Rhein-Herne-Kanal, hier ist der Kanal noch nicht ausgebaut und somit enger, auch ist das Wasser dadurch sehr kabbelig (ähnlich dem Hamburger Hafen finden wir).
3 Schleusen liegen hier vor uns, nun muss die Tochter zeigen, dass sie die Heckleine auch alleine betreuen kann, denn ich übernehme den Bugpart von unserem Sohn, sonst stehe ich immer hinter ihr zum Helfen. Da wir aber auf dem Hinweg nur Abschleusen und auch überall Schwimmpoller vorhanden sind, läuft alles ruhig ab.

Das Anrufen der Schleusen erfolgt zur Zeit noch mit dem Handy, denn unser bestelltes Funkgerät ist leider noch nicht angekommen, es wird noch auf unsere Nummern programmiert - hoffentlich können wir es bald in Betrieb nehmen!

 In der Nähe von Herne sehen wir an den Ufern
noch Überreste aus früheren Zeiten: alte Schleusenmauern.


Direkt beim ZOOM Gelsenkirchen bei km 28 L entsteht zur Zeit ein neues Projekt: Wohnen und Arbeiten am Wasser, hier wird auch die Marina Graf Bismarck angelegt. Die Brücke an der Einfahrt ist schon fertig, die Beckenwand ist auch erkennbar, doch der Rest fehlt noch. Neben Sportbootanlegern soll es ebenfalls einen Kreuzfahrtanleger geben: ob dann die Queen Mary kommen wird???
Bei km 21,5 sehen wir das Amphietheater von Gelsenkirchen, hier halten wir besonders Ausschau nach einem möglichen Liegeplatz der nicht in den Karten steht, denn mein Mann ist zu Pfingsten hier immer auf einem Metalfestival und würde am liebsten mit dem Boot anreisen - doch Fehlanzeige, für Sportboote ist hier leider nix.
Abends erreichen wir bei Sonnenschein die Marina Oberhausen, etwas teurer als sonst (1,25 €/lfm) liegt man hier dafür direkt am CentrO. Möglichkeiten etwas zu unternehmen hat man hier reichlich: Shoppen, SeaLife, Gasometer, Aquapark, Musical, viele Restaurants, KöPi-Arena, usw. Man könnte locker mehrere Tage hier verbringen, ohne Langeweile zu bekommen, leider haben wir nur 1 Übernachtung hier, aber man kann ja wieder kommen. Aus der Vielfalt picken wir uns ein Restaurant aus und gehen lecker essen.

Donnerstags starten wir bei Sonne den Motor, statt zurück nach Osten fahren wir erst noch ein Stückchen nach Westen um zu sehen, wie der Liegeplatz direkt am Gasometer aussieht (man darf hier nur liegen, wenn die Passagierschiffe nicht kommen).

Ebenfalls entdecken wir, dass es hier interressante Brückenkonstruktionen gibt:
zwei ineinander verschachtelte Stahlbrücken bei km 9,6

oder auch die Slinky Springs Brücke bei km 8,6, die inzwischen mit Liebesschlösserm verziert wird. Hoffentlich hat die Wassertiefe nicht darunter gelitten, schließlich werden die Schlüssel ja ins Wasser geworfen, aber wir können ungehindert drunter her fahren.


 






Auch sieht man in diesem Bereich Baureste aus alten Zeiten: mehrere Brückenpfeiler hat man stehen gelassen,
einer ist schön mit einer Sonne verziert.
Wer kann mir denn Hintergründe für dieses Bild geben?


Nach kurzer Zeit wenden wir und machen uns nun auf den Rückweg. Obwohl wir dieses Mal hoch schleusen müssen und in der Literatur vor den unruhigen Schleusengängen gewarnt wurde, klappt es prima. Wir machen uns immer an den letzten Pollern fest und können beobachten, dass es in der Mitte durchaus Turbulenzen im Wasser gibt.


So erreichen wir nachmittags den Yachtclub Hebewerk Henrichenburg,
hier liegen wir am Gästesteg logenmäßig direkt vor dem alten Hebewerk,
welches Nachts sehr schön angestrahlt wird.


Bei sonnigem Wetter starten wir kurz vor mittag und erreichen nach 5,5 Stunden Fahrt den Stadthafen von Münster. Hier hatten wir im Herbst schon mal genächtigt, damals hatten wir es ganz ruhig. Dieses Mal liegen wir vor einem Lokal, dass - im Gegensatz zu all den anderen - nicht nur Restaurant ist, sondern auch Nachtclub... es ist eine seeeeehr unruhige Nacht, gegen 5 Uhr kehrt erst Ruhe ein.
Eines wissen wir nun:
Wenn wir nochmals hier nächtigen wollen, dann nicht wieder an dieser Stelle!!!


Tags drauf fahren wir gegen Mittag bei Nieselregen los und erreichen nach 2 Stunden wieder unseren Heimathafen.

Es waren 2 sehr schöne Kurz-Touren,
die uns die vielen Arbeiten im Winter vergessen lassen.

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Zur Zeit erarbeite ich die Sommertour: Es soll über den Mittellandkanal und die Weser nach Bremen gehen, zurück über den Küstenkanal in den Dortmund-Ems-Kanal, wenn die Zeit reicht mit einem Abstecher zur Meyer-Werft in Papenburg. So sähe die Runde aus:
Es sind knapp 600 km Fahrstrecke mit 27 Schleusen und 8 bewegliche Brücken, für die Runde haben wir nicht ganz 3 Wochen Zeit. Das schönste dabei ist, der Wetterbericht sagt für die erste Woche schon mal viel Sonne voraus. Die Grundnahrungsmittel sind schon in den Bänken verstaut, die Fläschchen warten in der etwas kühleren Bilge auf ihren Einsatz ...
Heute konnte ich auch - nach monatelanger Vorbereitung - die 60-seitige Planungsmappe mit allen relevanten Tourdaten (Scheusen, Häfen, Städte, Tidenangaben, etc.) fertigstellen - mit schicker Spiralbindung wartet auch sie auf ihren Einsatz.

3 Wochen Nordtour:
Fuestrup - Minden - Bremen - Oldenburg - Papenburg - Fuestrup


Tag 1: Montag, 28. Juli 2014 – Anreise und Fahrt zum Sportbootanleger Achmer

Noch müde vom unruhigen Nachtdienst packe ich noch schnell meinen Koffer, ein vorläufig  letztes Frühstück zu Hause und - ganz wichtig - gebe dem Sohn (der dieses Jahr erstmalig leider nicht mitfährt) die letzten Instruktionen für Blumen, Mülltonnen etc.. Mittags machen wir uns auf den Weg zum Heimathafen, fix die Sachen an Bord bringen und schon geht es los. Lukas, der uns hingebracht hat, steht an der Landzunge des Hafens und winkt uns zu, schon ein komisches Gefühl…
Es geht bei leichter Bewölkung Richtung Norden bis zum Nassen Dreieck, dort biegen wir ab in den Mittellandkanal. Er ist wie schon im Frühjahr nicht sehr stark befahren,
so erreichen wir ohne Probleme beim Abzweig Stichkanal Osnabrück die Sportbootliegestelle Achmer. Es ist inzwischen 20 Uhr geworden, trotzdem gibt es für uns Erwachsene den Anlegeschluck in Form einen leckeren Pasties, mal sehen wie lange die Literflasche reicht.
Danach machen wir uns eine Dose Gulaschtopf warm, verfeinern ihn mit frischer Paprika und essen Brötchen dazu. Noch bei Kerzenschein auf dem Achterdeck sitzend beobachten wir zu später Stunde die Blitze eines entfernten Gewitters, doch bei uns ist und bleibt es auch nachts trocken – und warm.

Tag 2: Dienstag, 29. Juli 2014 – Fahrt von Achmer zum Mindener Yachtclub 
 Nach einer unruhigen Nacht aufgrund einer nachtaktiven Fliege und der Wärme stehen wir um 8 Uhr auf, frühstücken bei blauem Himmel und starten gegen 10 Uhr die heutige 60 km Etappe bis zum Yachthafen Minden. Sarah und ich waschen währenddessen in Badekleidung das Boot (dafür war vorher leider keine Zeit mehr), bei dem Wetter ist das jedoch direkt ein Vergnügen.
Außerdem soll das Boot heute Abend glänzen, denn es haben sich meine Schwester und ihr Mann angemeldet. Sie wohnen in der Nähe und bringen auch gleich das Abendessen mit – so lieb ich das.
Vorab gibt es aber den Anlegeschluck, heute mal zu dritt auf der Badeplattform sitzend, die Füße im kühlen Nass – Herrlich. Wir haben einen gemütlichen geselligen Abend, der uns auch durch den einsetzenden Sturzregen nicht vermiest wird, sitzen wir doch unter der Vollpersenning schön im Trockenen.
Es war damals die richtige Entscheidung, so ein Boot zu wählen, so kann man eigentlich IMMER draußen sitzen.
Die beiden werden nur derbe nass, als sie zu späterer Stund den Nachhauseweg antreten, aber sie sind ja nicht aus Zucker.

Der Regen zeigt uns allerdings auch wieder, an welchen Löchern wir noch arbeiten müssen - grrrr
Doch begeben wir uns trotzdem nun auch direkt in unsere Kojen und haben eine ruhige schaukelfreie Nacht in dem geschützten Hafenbecken.

Tag 3: Mittwoch, 30. Juli 2014 – Fahrt von Minden nach Stolzenau

Morgens kommt meine Schwester wieder zurück zum Boot, denn sie möchte auch gerne das Bootleben in fahrendem Zustand kennen lernen. Das beginnt natürlich mit dem Frühstück, durch die Duscherei sind wir heute später dran. Netterweise hat sie uns ihren Kartenleser mitgebracht, denn meiner liegt zu Hause (wahrscheinlich neben dem Bikini und unserer Lieblingssalami im Kühlschrank, die wir auch vergessen haben) – DANKE. Nun kann ich denn auch Fotos mit hoch laden.

Bei gutem Wetter starten wir bald und fahren auf unsere erste Schleuse, die Schachtschleuse Minden, zu. Jeder an Bord hat seine Aufgaben, ich bin unter anderem hauptsächlich für die Funkerei zuständig. Da das noch Neuland für uns ist, bin ich etwas nervös, was aber nicht nötig ist, denn es klappt prima. Wir können direkt hinter dem Passagierschiff POSEIDON einfahren, liegen aber sehr dicht hinter ihr in der Schleuse, was mir gar nicht behagt. Doch der Schleusenvorgang verläuft sehr ruhig und reibungslos, alle Aufregung überflüssig.


Nun sind wir auf der Weser. Hier ist es entschieden schöner als auf dem Kanal, es ist kurviger und die Ufer bestehen nicht aus Spundwänden, sondern die Wiesen reichen teils bis ans Wasser heran. Sehr schön.
In der Schleuse Petershagen liegen wir alleine, 200 m ganz für uns. Wir legen uns mit der Mittelleine ziemlich weit vorne in die Schleusenkammer. Es geht wieder abwärts, eigentlich kein Problem. Doch hier ist alles anders. Man hat das Gefühl, die vorderen Tore werden geöffnet und das Wasser strömt dermaßen stark nach vorne, dass wir das Boot nicht mehr halten können. Das Heck wird von der Schleusenwand weggetrieben, das zu schwache Heckstrahlruder schafft es nicht dagegenzuhalten. Die Bugreling schrabbt
hörbar an der Wand. Wir liegen um 45 Grad verdreht in der Schleuse. Der Schleusenwärter funkt uns an, was los sei, nach kurzem Dialog stoppt er die Schleusung. So können wir das Boot wieder neu ausrichten, die Leinen wieder um die Poller in der Wand legen und das OK-Zeichen geben. Nun geht es weiter, jedoch mit verminderter Power. Er sagt uns noch, dass es hier besser wäre, gleich am Anfang der Schleuse fest zu machen, da wäre der Sog nicht so stark – den Hinweis hätten wir gerne VORHER gehabt. Aber DANKE fürs Anhalten der Schleusung.
Mit gemischten Gefühlen fahren wir auf die nächste Schleuse zu, es ist der gleiche Bautyp. Anscheinend haben die Wärter sich unseren Bootsnamen rot markiert. Hier verläuft die Schleusung von Anfang an gemächlicher.

 

An der Liegestelle in Stolzenau machen wir fest. Hier sind die Poller allerdings nur auf Berufsschifffahrt eingestellt, sie sind ca. 25 m auseinander. Gut dass wir letztens noch eine 40 m Leine gekauft hatten, die kommt nun mit den beiden 20 m Leinen zum Einsatz. So liegen wir dann doch ganz gut und auch die vorbeifahrende Berufsschifffahrt bringt uns zwar zum Schaukeln, aber es bleibt alles im Rahmen.



 

Ein kleiner Gang durch den Ort zeigt uns eine nicht wirklich schöne Stadt, vieles sieht sehr heruntergekommen aus. 
Sehenswert ist jedoch der Turm der örtlichen Kirche. Laut Legende hat hier der Teufel damals versucht, sie am Turm aus der Erde zu ziehen, schaffte jedoch nur eine Verdrehung des Turmes.
Wieder zurück an Bord verspeisen wir die Reste vom Vorabend und machen uns einen Kartoffeltopf warm. Den lauen Abend verbringen wir bei leckerem Wein auf dem Deck. Meine Schwester ist noch mit an Bord, denn sie möchte gerne den nächsten Tag auch noch mitfahren. Da sie sich als Lehrmatrose gut macht darf sie in Lukas‘ freiem Bett schlafen.
 



 
Tag 4: Donnerstag, 31. Juli 2014 – 
Fahrt von Stolzenau nach Nienburg
Obwohl wir ungeschützt an der Spundwand lagen, war es eine ruhige Nacht, die Schleusen haben von 22 Uhr bis 6 Uhr Nachtruhe, so findet auch kein Berufsverkehr statt - 
kann man also gut wieder machen.
Heute streben wir den Yachthafen in Nienburg an. Es ist keine weite Strecke und beinhaltet nur eine Schleuse, also haben wir keine Eile. Ein gemütliches Frühstück in der Morgensonne stärkt uns für den Tag.

Nach dem morgendlichen Motorcheck machen wir uns auf den Weg. Bei der Schleuse Landesbergen müssen wir wegen Taucherarbeiten über 1 Stunde warten. Die Zeit nutzen wir zum Spülen und Boot reinigen, auch Plätzchen lassen wir uns schmecken. Zum Glück ist die  Schleuse lang genug, dass wir mit 2 Berufsschiffern rein können, denn sie macht kurz nach uns wieder eine mehrstündige Reparaturpause. Wir erreichen am Nachmittag den schön gelegenen Hafen Nienburg. Er liegt in einem extra Hafenbecken (gemeinsam mit der Wasserschutzpolizei und der WSA). Wir haben noch freie Stegwahl, so leer ist er. Die Duschen sind im Preis inclusive, Wasser bunkern kostet nur 1 €. Schön ist auch, dass man direkt in der wunderschönen Stadt liegt. Die Fußgängerzone hat viele schön renovierte alte
 Fachwerkhäuser, viele Blumen säumen den Weg und der ganze Eindruck ist sehr einladend.
Große Geschäfte wie Netto, Media Markt, Obi, Famila sind alle fußläufig zu erreichen. Und ganz vorzüglich ist das Eis in einem Eisdiele am Anfang der Fußgängerzone – kann ich nur empfehlen!
Hier verlässt meine Schwester uns, sie fährt mit dem Zug wieder zurück nach Minden. Es war eine angenehme Zeit mit ihr, so darf sie bei Gelegenheit gerne wieder mitfahren.
 Sarah und Ludger nehmen im Hafenbecken
 ein kühles Bad, bei den Temperaturen ist es
eine willkommende Erfrischung.
Als Abendessen gibt es heute Spaghetti mit selbst gemachter Bolognese – unser Klassiker.
Abends lernen wir noch eine andere ankommende Bootsfamilie kennen, sie kommen aus Krefeld und haben die gleiche Runde vor wie wir. Bei einem gemeinsamen Bier tauschen wir uns aus und lassen den Abend ausklingen.
 
Tag 5: Freitag, 01. August 2014 – Fahrt von Nienburg nach Hoya
Wir bunkern noch Frischwasser und starten dann gemeinsam mit der Krefelder Familie die Motoren, im Konvoi geht es zur heutigen Schleuse Drakenburg. Nach kurzer Wartezeit können wir mit 2 weiteren Sportbooten einfahren. Da die Poller auch hier zu weit auseinander liegen, ruft uns der Schleusenwärter zu, dass es reicht, wenn wir nur mit dem Heck festmachen. Wir hätten nicht drauf hören sollen. Ständig schert der Bug aus und Ludger musste mit dem Bugstrahlruder nachjustieren. Uns ärgert das kollosal. Bei den nächsten Schleusungen werden wir wieder mit Bug- und Heckleine in der Mitte an einen Poller gehen, egal was der Schleusenwärter sagt.
Unterwegs sehen wir heute mal ein paar Tiere, bisher waren wir da nicht verwöhnt worden: Fischreiher, Gänse, Kühe, Pferde (deren Weiden bis ins Wasser reichen) und auch Störche sind am Flussufer.














Auch sieht man wie schon an den Vortagen alte Kiesgruben an der Weser, diese könnte man so schön zu Anker- und Badebuchten herrichten wie man es aus Holland kennt – aber leider sind die Deutschen wohl noch nicht so weit…
Schon nach 25 km erreichen wir Hoya, wo wir wieder an einer öffentlichen Liegestelle festmachen, die Poller hier sind nicht ganz so weit auseinander wie in Stolzenau. Vor der prallen Sonne geschützt liegen wir unter einer Eisenbahnbrücke. Ob das wohl laut wird heute Nacht? Außerdem fällt mir ein, dass früher die Spülung der Zugtoiletten direkt auf die Gleise ging, keine schöne Vorstellung. Doch man beruhigt mich, dieses wäre heutzutage wohl nicht
 mehr der Fall – hoffentlich stimmt das auch!

 



Direkt um die Ecke liegt hier ein Famila,
in dem wir unsere Frischevorräte wieder auffüllen können.
Alle Langzeitsachen haben wir reichlich an Bord –
das Gesunde liegt übrigens unten drunter ;-)

Nach unserem Raviolimahl verbringen wir den Abend
auf dem Deck der Krefelder Familie,
die ebenfalls hier festgemacht hat.
Der Blick geht direkt rüber zu dem alten Grafenschloss von Hoya,
später am Abend wird es zusammen
mit der Brücke auch noch angestrahlt.
Die Zugstrecke scheint übrigens nur dem täglichen Rangierverkehr zu dienen, nachts war alles ruhig. Somit erübrigt sich auch die Toilettenfrage… 




Tag 6: Samstag, 02. August 2014 – Fahrt von Hoya zum Wieltsee
Nach Einrichten meines „Arbeitsplatzes“ machen wir uns auf den Weg von Hoya zum Wieltsee kurz vor der Bremer Weserschleuse, sie verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Die Krefelder fahren schon voraus, denn mit ihren beiden starken Motoren haben sie Probleme
 wenn sie unser gemächliches Tempo einhalten wollen. Die beiden Schleusen machen heute keine Schwierigkeiten, es läuft wie geschmiert, also haben wir es doch nicht verlernt. Sehr beruhigend!
Unterhalb der Schleuse Langwedel sind rechts und links am Ufer unzählige kleine Badebuchten zwischen den Buhnen. An ihnen liegen viele kleine Motorboote im Sand und die Besitzer vergnügen sich im Wasser bzw. liegen in der Sonne. Einige dieser Buchten sind aber auch den Tieren vorbehalten, ein schöner Kontrast. Aufpassen muss man hier bei den fahrenden Booten, denn die meisten von ihnen haben sehr hohe Geschwindigkeiten, einhergehend mit entsprechenden Wellen, die unser Boot stark zum Schaukeln bringen. Auch Segelboote ziehen hier auf der breiten Weser ihre Bahnen. 
Im See angekommen entscheiden wir uns bei den 4 Vereinen für die Marina zur Linken. Der Hafenmeister steht schon am Ende auf dem Steg und weist uns einen Platz zu, beim Näherkommen merken wir, dass wir neben den Krefeldern zu liegen kommen. Was für ein Zufall bei bestimmt 300 Liegeplätzen im See.
Die Marina hat den Besitzer gewechselt und ist noch im Umbau, aber schon jetzt macht sie einen tollen Eindruck. Der Hafenmeister ist noch in einem Baucontainer untergebracht, mittig wird noch an einem schwimmenden Restaurant gearbeitet, als Ersatz gibt es einen Bierwagen und eine Pommesbude. 
Aufgrund der Wärme nehmen wir erstmal ein ausgiebiges Bad im See. Sarah und ich schwimmen den ganzen Steg entlang und wieder zurück, immer im Blick die an- bzw. abfahrenden Boote. Noch ein bisschen mit dem im Wasser liegenden Fender toben, dann inspizieren wir die Duschen. Hier bezahlt man nur für die Eingangstür 1 €, dahinter hat man dann je 2 Duschen zu Verfügung, alles neu mit schönen kräftigem Wasserstrahl ohne Zeitbegrenzung. Sehr zu empfehlen. In 3 Wochen soll hier übrigens das Eröffnungsfest sein.
Das Abendessen holt Sarah uns von der Bude, so bleibt unsere Küche heute mal kalt – ich habe ja schließlich auch Urlaub. Am Abend wollte ich den Blog weiterschreiben, doch es war so schön auf dem Achterdeck, dass ich den Lappi schnell wieder ausgemacht habe und einfach den Abend mit dem wassergekühlten Bier genossen habe.

Tag 7: Sonntag, 03 August 2014 – Bade- und Relaxtag im Wieltsee 
Beim Frühstück (sehr leckere Brötchen hat uns der Hafenmeister Herr Knaak aus der Stadt mitgebracht – DANKE!) überlegen wir uns, den ursprünglichen Plan bis zur Schlachte zu fahren auf morgen zu verschieben. Wir haben genug Zeit, das Wetter ist toll zum erneuten Baden und der Blog verträgt endlich mal ein intensives Schreibpensum, das kam in den ganzen Tagen
zuvor arg zu kurz. So melden wir uns nochmals für einen Tag an und verschieben die Vorreservierung an der Schlachte auf morgen (dort sind nicht viele Liegeplätze und Herr Knaak  war vorher dort tätig und hat somit noch Beziehungen). Ludger leiht sich ein Fahrrad und besorgt sich an der 5 km entfernten Bäckerei die bekannte Sonntags-Tageszeitung. Sarah und ich ziehen uns direkt um, springen vom Achterdeck aus ins Wasser, legen wieder die Schwimmstrecke entlang des Steges zurück und vergnügen uns mit dem Fender und dem Rettungsring.
 Anschließend mach ich mich unter Deck an die „Arbeit“ und Sarah verzieht sich in ihre Kabine zum DS spielen. Ihre beiden dicken Bücher hat sie schon durch und eine Büchertauschecke gibt es hier nicht (sicher auch demnächst). Abends beehren wir alle 3 nochmals das kühle Nass und essen anschließend einen Currywursttopf aus der Dose.
Da das WLAN hier im Hafen auch noch nicht aktiv ist, legt Ludger über sein Handy einen HotSpot an, so kann ich nach einer Woche endlich den Blog hochladen – viel Spaß beim Lesen.


Tag 8: Montag, 04. August 2014 – Fahrt vom Wieltsee bis Bremen – Schlachte
Die heutige Strecke ist wieder mal kurz, so haben wir keine Eile den Motor zu starten. Es ist schon 11 Uhr durch, als wir mit langem Achtungssignal durch die enge Seeausfahrt auf die Weser einbiegen. Hier ist es wie schon die ganzen Tage vorher recht ruhig. Sarah als unsere
Flaggenlady tauscht die Gastlandflagge, von Niedersachen auf Bremen.
Nach 7 km erreichen wir die Bremer Weserschleuse, hinter ihr beginnt das Tidengewässer. Von nun an heißt es für uns mit dem ablaufenden Wasser zu fahren, die Tidenzeiten sind aber auf unserer Seite – bei Langschläfern sehr wichtig! Da die große Schleuse gerade geöffnet wird, erkundigen wir uns über Funk, ob wie da mit herein können oder ob wir trotzdem mit der kleineren Sportbootschleuse die 4,5 m überbrücken sollen. Wir dürfen hinter der Berufsschifffahrt mit in die Große, ebenso wie ein anderes kleines Sportboot aus Waltrop. Als wir näher hinsehen, stellen wir fest, dass wir schon im Nienburger Hafen zusammen gelegen haben. Sie wollen nach Bremerhaven und dann über den Küstenkanal und
  Dortmund-Ems-Kanal zurück. Über den „Laberkanal“ 72 halten wir mit ihnen ein kleines Pläuschchen. Die Schleusung verläuft ohne Probleme, endlich müssen die Leinen nicht ständig umgelegt werden, denn hier sind lange Stangen und sogar schmale Schwimmstege in die Schleusenwand
eingearbeitet. Kann das nicht immer so sein?

Nach der Schleuse passieren wir schon bald das bekannte Weserstadtion, das direkt am Wasser liegt.


Kurz danach beginnt schon die Bremer Altstadt, vorbei geht es an der Schlachte, wo am Ende unsere nächste Station liegt, die Marina Bremen: ein Schwimmsteg in der Weser, an dem wir – ebenso wie die Waltroper – anlegen werden. Der Hafenmeister weist uns mit einem Megaphon zur passenden Liegestelle und hilft beim Anlegen. Wir sind hier wieder mal den Wellen der vorbeifahrenden Schiffe ausgesetzt, also darf es gern eine Leine mehr sein – sicher ist sicher. Beim Anmelden wird uns als Erstes mitgeteilt, dass hier die Nationale unbedingt bei Sonnenuntergang eingeholt werden muss; machen wir sowieso, wurden aber noch nie so eindringlich darauf hingewiesen – alte Seemannschule halt. Die Tochter freut sich endlich über das kostenlose WLAN hier, Ludger und ich schlendern derweil durch die Altstadt und das schöne Schnoorviertel, leider im Regen. Bremen kennen wir schon von einem Silvesterausflug vor ein paar Jahren, also wird „nur“ aufgefrischt. In verschiedenen Bücherläden versuchen wir für Sarah den dritten Eragon-Band zu bekommen, leider ohne Erfolg, dann hätte sie wieder was zu lesen – schade, sie hätte sich sicher gefreut. Zurück am Boot schnell die eingekauften Sachen verstauen und dieses Mal mit Tochter wieder los. Beim Restaurant Paulaners ist heute Haxentag, also lassen wir uns heute mal bekochen. Es ist lecker, kann ich nur empfehlen. Dienstags haben sie übrigens Schnitzeltag und Mittwochs Hendltag. Zurück am Steg will ich den gegenüber uns liegenden Waltropern nur kurz den Restauranttipp mitteilen, daraus wir ein nettes 2-stündiges Gespräch auf dem Steg, bei dem heimische Köstlichkeiten aus kleinen Gläsern probiert werden ;-)
Auch der Hafenmeister gesellt sich eine Weile zu uns, um dann seinen abendlichen Kontrollgang fortzusetzen.
Der Steg ist hier übrigens landseitig per Code gesichert, die Gebühr beträgt nur 1 € pro Meter Bootslänge + 2,50 für Strom. Duschen und WLAN sind inclusive.
Was von unserem Liegeplatz gut zu sehen ist, ist der Unterschied zwischen
Niedrig- und                                                                                                       Hochwasser














Tag 9: Dienstag, 05. August 2014 – Fahrt von Bremen nach Vegesack 
Wieder liegt nur eine kurze Strecke von 16 km vor uns, so haben wir einen relaxten Vormittag an Bord, den jeder mit seiner Beschäftigung verbringt: Zeitung lesen, DSi spielen bzw. Blog schreiben. Erst um 13 Uhr legen wir bei ablaufendem Wasser in der Marina Bremen ab, um unseren Weg auf der Unterweser fortzusetzen. In Bremen an der Eisenbahnbrücke endet die Binnenwasserstraße und es beginnt die Seeschifffahrtsstraße, ab hier benötigt man den Führerschein SEE und das Funkzeugnis SRC – haben wir ja beides. Vor den Toren von Bremen sind auch viele Industriehäfen, die von größeren Schiffen angefahren werden können, die Solltiefe des Fahrwassers beträgt hier schon 9 m. 

Bei km 5,5 steht am rechten Ufer ein Zeugnis schöner alter Baukunst: das Molenfeuer von 1906 zum Überseehafen
Am linken Ufer sieht man im Gegensatz dazu eines aus heutiger Zeit. Eines Fotos jedoch nicht würdig, alles Moderne ist nicht schön!

Schon nach kurzer Zeit und ohne besondere Vorkommnisse erreichen wir bald Vegesack. Schon von weitem erkennt man die beiden Fähren mit ihrem leuchtend orangenen Streifen an den Seiten. Hier dann doch mal was Tolles aus der „Neuzeit“. Kurz vor ihnen liegt im Verborgenen die Einfahrt zu unserem Tagesziel: der Museumshaven von Vegesack (mit v ist richtig!). Nach kurzem Telefonat mit der Hafenmeisterin wissen wir, dass genug Liegeplätze frei sind und auch der Tiefgang bei Niedrigwasser kein Problem darstellt (es gibt hier auch Häfen, die fallen trocken, die sind für uns nicht geeignet). Die eigentliche Hafeneinfahrt liegt in der Mündung der Lesum und ist erst spät als solche zu erkennen. Erschwerend kommt dazu, dass der Gezeitenstrom und die beiden Fähren hier
starke Strömungen hervorrufen, die es uns nicht einfach machen, die Kurve zu kriegen, aber mit viel Gegensteuern klappt es. Aufgrund des niedrigen Wasserstandes ist es auch kein Problem für uns, die Personenbrücke bei der Einfahrt zu passieren, bei Bedarf wird sie aber auch geöffnet (es ist eine der modernsten Fußgänger-Klappbrücken Deutschlands). Im Haven haben wir fast freie Platzwahl, neben den vielen teils sehr alten Traditionsschiffen hat nur ein Segelboot fest gemacht. Optisch macht das künstliche Hafenbecken nicht viel her, man ist umrahmt von hohen Spundwänden mit jedoch schönen breiten Schwimmstegen aus Beton. Die Hafenmeisterin, Frau Leichsenring ist supernett, die Sanitärgebäude neu und bis jetzt ist es der günstigste Hafen überhaupt: Wir zahlen nur 9 € inclusive allem.
Zu dritt gehen wir ins nebenliegende Einkaufszentrum Haven-Höövt, um unsere Vorräte aufzufüllen, unter anderem auch die schon nach 1 Woche leer gewordene Pastis-Flasche, 1 Liter ist aber auch schnell weg…   Die Taschen sind schnell gefüllt und ein Bäcker für morgen früh sowie viele weitere Läden sind auch vorhanden.
Nach dem Essen gehen wir die Maritime Meile entlang, das ist die 1852 m (= 1 Seemeile) lange Weserpromenade, sehr schön angelegt mit herrlichem Ausblick auf den Fluss. Gegenüber liegt die Werft Lürssen, vor ihr im Wasser eine noch unfertige Megayacht von ca. 80 m Länge. Dagegen ist unser Boot ein „Rettungsboot“. Auch ein Seeschiff zieht noch seinen Weg an uns vorbei. Den Rückweg gehen wir über die Weserstraße zurück, hier liegen viele alte Häuser mit liebevollen maritimen Details. Von ihrer Rückseite muss man einen herrlichen Blick auf die Weser haben, den kann man von hier nur erahnen. In der abschließenden Fußgängerzone halten wir Ausschau nach einer Eisdiele, werden jedoch leider enttäuscht, hatten wir der Tochter doch eines versprochen und sie damit zum Spaziergang gelockt. Zurück am Hafen schaut das Boot aufgrund des Hochwassers bereits über die Kante heraus.
 
Tag 10: Mittwoch, 06. August 2014 – Fahrt von Vegesack nach Oldenburg
Heute steht eine längere Tour auf dem Plan: ca. 40 km über die Weser und die Untere Hunte nach Oldenburg. Bei strahlend blauem Himmel geht es los, dieses Mal muss die Fußgängerbrücke für uns geöffnet werden, denn aufgrund des Hochwassers gibt der Wasserstand nicht genug Durchfahrtshöhe her. 
Auf die Weser eingebogen kommen wir schon bald an der schon am Abend gesehenen Yacht vorbei, man sieht, dass noch ein reges Treiben auf allen Decks herrscht.
Eine zweite Yacht liegt noch an Land, sie scheint noch im Rohbau zu sein. 



Ein Stück weiter auf der Steuerbordseite gleich noch eine dritte. Dieses Modell AZZAM aus dem Jahr 2013 ist mit 180 m Länge die größte private Yacht der Welt und in Abu Dhabi registriert, sie gehört einem Scheich.




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Bei Blumenthal legen wir beim Anleger WV Motzen an,
um mit der Fähre überzusetzen. 

Wir besuchen hier das Mahnmal für das damalige Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Von hier aus mussten viele der Gefangenen zu Fuß zum 6 km entfernten U-Boot-Bunker Valentin gehen, um ihn unter menschenunwürdigsten Bedingungen zu erbauen – viele von ihnen kehrten abends nicht wieder zurück...

Den Bunker selbst sehen wir bei der Weiterfahrt leider nur vom Boot aus, da dort kein Anleger vorhanden ist, eine kleine Bucht davor wäre sogar da – SCHADE.
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Nicht viel später sehen wir schon von weitem das Sperrwerk der Hunte, die Straßenüberführung steht meistens offen, damit Segelschiffe mit stehendem Mast hindurch fahren können.
So verlassen wir die Weser, um in die Hunte einzufahren. Ich wäre noch gerne weiter gefahren, es ist schön, wenn einem die großen Seeschiffe begegnen, sie wirken sehr imposant. Doch unser Weg ist halt ein anderer.
In der Hunte würden wir gerne bei Elsfleth kurz pausieren, um mit dem auflaufenden Wasser (Flut) weiter zu fahren, doch die Anleger sind alle belegt. So setzen wir unseren Weg fort in der Hoffnung, doch noch außerhalb weitere Liegestellen zu finden, aber nein es kommt nichts mehr, also heißt es gegen die Strömung weiter zu fahren.Die erste Eisenbahnbrücke hat zum Glück zur Zeit die passende Durchfahrtshöhe für uns, wäre es nicht so, müssten wir auf die Öffnung warten, doch auch hier wäre dafür kein Anleger da.
Die nächsten Kilometer sind recht kurvig und schmal. Über Funk hören wir, dass ein Berufsschiffer kommt und die Flussbreite für sich alleine braucht. So nehmen wir Fahrt raus, um dann noch vor einer Hubbrücke zu dümpeln und auf ihn zu warten. Einige Kilometer geht es noch so kurvig weiter, dann wird die Hunte gerader und wir fahren schon auf Oldenburg zu, hier ist eine Eisenbahnbrücke, die in jedem Fall geöffnet werden muss, doch wir haben Glück, es fahren gerade 2 „Dicke“ durch und wir können auch noch mit durch huschen.
Direkt danach erreichen wir schon die Stadthäfen von Oldenburg, wo wir gerne für eine Nacht festmachen möchten. Der städtische Anleger kommt schon mal nicht in Frage, dort liegt man an der meterhohen Spundwand, die keine Schwimmstege hat. Da wir uns noch im Tidengewässer befinden können wir doch nicht stündlich aufstehen, um die Leinen neu zu spannen. Wir schütteln verständnislos den Kopf. Auf der anderen Seite befinden sich 2 Vereine, die noch wenige freie Liegeplätze aufzuweisen haben. Ludger schaut sich einen schwierig anzusteuernden aus und will dort rückwärts ranfahren, doch wir stecken schon bald im Schlamm fest – die haben wohl zu wenig Tiefgang für uns. Also los ruckeln und dann bloß weg hier!
Wir biegen ab in den hier beginnenden Küstenkanal und unter der alten Cäcilienbrücke durch, auch hier passt die Durchfahrtshöhe, aber nur bei runtergeklappten Geräteträger. Hinter ihr liegen nochmals 2 Vereine in einem Seitenarm, die steuern wir an. Nach der Erfahrung von eben sind wir sehr vorsichtig, denn der Arm ist sehr schmal und hat eine schräge Steinböschung. So fahren wir nicht weit hinein, sondern nehmen gleich die erstbeste Lücke, es ist bereits 18:32 Uhr, als wir den Motor ausschalten. Noch fix am Infokasten anmelden und dann den gemütlichen Abend mit dem obligatorischen Anlegeschluck (Pastis) einläuten.
Nach dem Essen machen wir noch einen Gang in die Innenstadt, das versprochene Eis vom Vortag nachzuholen. Auch von diesen Häfen kann man sie gut zu Fuß erreichen. Es ist schon dunkel, aber die Stadt wirkt sehr schön und gepflegt, auf dem Kirchplatz an der Lambertikirche ist an diesem lauen Abend auch um 22 Uhr noch viel los. Auch eine Eisdiele hat hier Tische stehen, so dass wir uns dort einen Eisbecher gönnen. Am Schloss vorbei und über die Cäcilienbrücke geht es danach wieder zurück zum Boot.

Tag 11: Donnerstag, 07. August 2014 – Ein Tag in Oldenbrg im OLantis
Heute steht mal nicht Bootfahren auf dem Programm, sondern ein Besuch im nahegelegenen Freizeitbad OLantis. Es hat mehrere Innen- und Außenbecken, sogar ein naturnahes Flussbecken, 3 große Röhrenrutschen, einen Strömungskanal und viele angenehme Massagedüsen. Auch Sauna wäre hier möglich. So steht heute aktive und vor allem spaßige Fitness auf dem Programm. Die gelbe Turborutsche hat uns da am besten gefallen.
Abends sind wir so KO, dass wir keine Lust auf Kochen haben. Wir gehen ins Hafenlokal „Zum Bootshaus“ und erfreuen uns an den günstigen leckeren Speisen dort. Ein Plausch mit holländischen Bootsfahrern rundet den Abend ab.
So geht übrigens auch oft die Zeit „verloren“, wo ich mir zuvor vorgenommen hatte, mal wieder Blog zu schreiben…

Tag 12: Freitag, 08. August 2014 – Fahrt von Oldenburg nach Surwold
Die heutige Strecke ist noch länger als vor 3 Tagen, wir streben das 55 km entfernte Surwold am Küstenkanal an. In Oldenburg werfen wir noch einen Blick rüber zur Cäcilienhubbrücke, bevor wir nach Backbord zur Schleuse rüber schwenken.
Dieses Mal schleusen wir hoch, ist aber nicht bedenklich, wenn man direkt am Taltor festmacht. Danach geht es in den sehr geradlinigen und mit Bäumen dicht bewachsenen Küstenkanal. Im Gegensatz zu den anderen Tagen kommen uns direkt viele Berufsschiffe entgegen. Leider müssen sie wegen der Beschilderung oft mittig oder gar auf unserer Seite fahren, was es für uns beim Begegnen sehr eng macht.  Einmal schwenken wir sogar zur Kollisionsvermeidung hinüber auf die Backbordseite, der Kapitän kommt kurz aus seinem Führerhäuschen und bedankt sich bei uns.

Bei dem schönen Wetter machen Sarah und ich es uns am Bug bequem, die Beine lassen wir über die Bordwand baumeln, so halten wir Ausschau nach den Delphinen, die vor unserer Bugwelle davon schwimmen (Hinweis: schon mal den Titanic-Film gesehen?) – leider ohne Erfolg.

Surwold erreichen wir nach 5 Stunden Fahrt, der Hafen liegt in einem kleinen Hafenbecken und erscheint bei der Einfahrt völlig überfüllt. Trotzdem schlängelt sich Ludger dadurch und wir sehen auch bald einen passenden Platz. Es ist sehr eng, aber es passt. Passend zum Anlegen fängt es an zu regnen, zum Glück nur leicht.
Man liegt hier schön im Grünen und ebenfalls günstig: 1 €/lfm inclusive allem. Das Hafenhäuschen mit den Sanitäranlagen scheint noch recht neu zu sein. 


Ein Nettomarkt mit Bäckerei ist nicht weit von hier. Gegenüber sieht man noch die Überreste einer alten Schleuse, die mal zum ebenfalls hier verlaufenden Splittingkanal gehörte. Heutzutage ist er nicht mehr befahrbar. Schade, denn er würde auf direktem Wege nach Papenburg führen, das von hier nur 15 km entfernt ist.
Während Ludger die Zwiebeln und Knoblauch für die Bolognese vorbereitet, beschäftige ich mich mit den Texten für den Blog – Arbeitsteilung.



Tag 13: Samstag, 09. August 2014 – Fahrt von Surwold nach Papenburg
Heute geht es wieder ins Tidengebiet und wir sind zeitlich auf die Seeschleuse in Papenburg angewiesen. Diese hat nicht viele Schleusungen am Tag und wir haben schon von mehreren gehört, dass man da oft warten muss oder gar die Schleusung ganz ausfällt. Aus diesen Gründen starten wir heute trotz stärkerem Wind (5-6 Bft) vorsichtshalber schon um 10 Uhr und erreichen bald den Dortmund-Ems-Kanal. Mit einer scharfen Rechtskurve biegen wir in ihn ein, passieren 2 Schleusen, die hier leider keine Sportbootwarteanleger haben. Bei der letzteren müssen wir deshalb 30 Minuten im Kreis dümpeln. Wäre es windstill könnte man an den dicken Dalben der Berufsschifffahrt festmachen, aber so würden wir nur einen „Stangentanz“ vollführen, also lieber kreisen.
Nach dieser Schleuse sind wir passend mit dem ablaufenden Wasser wieder im Tidengebiet unterwegs. Die Ems sieht hier schon viel mehr nach Seegewässer aus, da sie an den Rändern von Schilf bewachsen ist.
Schon von weitem können wir bald die Meyer-Werft erkennen, vor ihr liegt etwas großes, was wir noch nicht einordnen können. Ist es ein Bürogebäude in Bau, ist es ein Schiff im Bau, aber dafür ist es viel zu grade. Wir rätseln viel, bekommen aber noch keine Antwort darauf. Sind wir also gespannt auf morgen, da haben wir einen Termin zur Besichtigung dieser Werft.
Fast in Papenburg angekommen, geht es direkt bei der Werft rechts ab zum Vorhafen der Papenburger Seeschleuse. Er ist leer und wir machen am Sportbootanleger fest. Die nächste geplante Schleusung soll in 2 Stunden sein, eine Funkspruchanfrage bestätigt uns dieses. Sehr schön, kommen wir also in die Stadt rein. Zwischenzeitlich können wir den Abwasch erledigen und die Gegend etwas erkundigen. Auch dieses gewisse „Gebäude“ sehen wir nun aus der Nähe, können uns aber immer noch keinen rechten Reim daraus machen: es liegt im Werftvorhafen im Wasser und sieht aus wie ein abgeschnittenes Schiff. Ist es vielleicht ein altes, was nun zu Werbezwecken umgebaut wird? Die Fragen bleiben.
Zurück beim Anleger gesellt sich noch ein zweites Sportboot zu uns. Ich hatte mit viel mehr Booten gerechnet und hoffe, dass sie auch für nur uns beide die große Schleuse (100 m x 26 m) aktivieren. Den Hafen Turmkanal in Papenburg und das Stellwerk für die vor ihm liegende Eisenbahnbrücke, die geöffnet werden muss, rufe ich vorsichtshalber mal an, ob überhaupt ein Liegeplatz frei ist bzw. wann eine Passierung möglich ist. Schließlich ist Wochenende und in Papenburg ist dieses Jahr die Landesgartenschau. Beides ist aber kein Problem.
Kurz nach 17 Uhr ist es soweit, das mächtige Schleusentor öffnet sich und wir können einfahren. An der Südseite hat die Schleuse schöne Gleitstangen, das erleichtert uns den Schleusungsvorgang. Hinter ihr geht es vorbei an mehreren Industriehäfen, in denen auch große Seeschiffe liegen. Zum Ende hin die Eisenbahnbrücke, die sich schon beim näher kommen langsam öffnet, ebenso die dahinterliegende Straßenbrücke. Das klappt ja prima.
Hoffentlich kommt jetzt kein Zug…
Der Hafen liegt dann ganz am Ende zu Fuße eines alten mächtigen grünen Krans, das als Industriedenkmal der damals hier ansässigen Meyer-Werft übrig geblieben ist. 2 Vereinsmitglieder helfen uns beim Anleger und auch der Hafenmeister kommt bald zum Kassieren. Die sauberen Sanitäranlagen sind in einem neuen Gebäude untergebracht. Da direkt vor unserem Steg ein Steingrill ist, beschließen wir heute mal zu Grillen. Bei den nahe gelegenen Geschäften (Kaufland, Real, Obi, KiK, Hammer, … – alles direkt vorm Bug) bekommen wir das nötige Material. Ein leckeres Mahl wird das.
Beim anschließenden Sitzen auf dem Achterdeck stellen wir fest, das Papenburg eine autofreudige Jugend hat, man hat das Gefühl, man liegt neben dem Nürburgring, ständig aufheulende Motoren und quietschende Reifen. Ich glaub die drehen hier ihre „Werberunden“ – Brunstzeit ;-)
Angenehmere Klänge kommen daher von der Musikbühne, die 200 m hinter uns aufgebaut ist, auf ihr ist heute Wolfgang Niedecken (ehemaliger BAP-Sänger) zu Gast – wir sind sozusagen im Backstagebereich.
 
Tag 14: Sonntag, 10. August 2014 – Besichtigung der Meyer-Werft
Schon im Vorfeld hatte ich anhand der Reiseplanung für heute und (vorsorglich) auch für morgen eine Besichtigung der Meyer-Werft angemeldet. Da wir uns im Zeitplan befinden, storniere ich kostenlos die morgige Tour. Von unserem Hafen müssen wir 20 Minuten bis zum Rathaus gehen, wo der Treffpunkt ist und wir mit dem Bus zur Werft rüber gefahren werden.
Vor Ort sehen wir als erstes einen kurzen Film über die Geschichte der Werft, die bereits seit über 215 Jahren in Familienbesitz ist. Sie gehört weltweit zu den modernsten Werften und hat das – ebenfalls weltweit – größte überdachte Baudock (504 m lang; 125 m breit und 75 m hoch). In ihr wurden u.a. schon die 7 bekannten AIDA-Schiffe gebaut, ebenso 2 Disney-Kreuzer, mehrere sehr große norwegische Kreuzfahrtschiffe, sowie auch über 50 Gastanker oder auch das neue Forschungsschiff SONNE. Dies alles ist nur eine kleine Auswahl der vielen Schiffe. Ach übrigens, auch das Schiff aus dem bekannten Film von 1951 „African Queen“ mit Kathrine Hepburn und Humphfrey Bogart ist hier gebaut worden und fährt auch heute noch auf dem See in Afrika.
Nach dem Film werden wir durch das Besucherzentrum geführt, wo die ganzen Modellbauten im Maßstab 1:100 ausgestellt sind (allein diese kosten jeweils schon 30.000 €). Es werden immer 2 Stück von jedem Typ gebaut, eines für die Reederei und eines für die Werft. Für die Disney-Schiffe gibt es einen eigenen Raum. Auf diesen beiden Schiffen gibt es übrigens keine Spielcasinos, dafür ganz viel Attraktionen für Kinder von 0-17 Jahren.
Die einzelnen Kabinen werden für sich vorgefertigt und dann seitlich eingeschoben, innerhalb von 30 Minuten sind sie dann voll möbiliert und nutzbar – Irre! 
In der großen Halle steht zurzeit die (baldige)
QUANTUM OF THE SEAS,
es wird das zweitgrößte Kreuzfahrtschiff der Welt sein.

Es besitzt sogar eine Wasserski-Anlage an Bord, sowie eine Kapsel ähnlich der London-Eye-Gondeln (Londoner Riesenrad), mit denen man sich mit Hilfe eines Kranes auf 90 Meter über Wasserspiegel anheben lassen kann. In ihr werden ab November auch Hochzeiten möglich sein.
Ebenfalls ist ein simulierter Fallschirmsprung möglich,
eigentlich gibt es hier an Bord nichts, was es nicht gibt…
Dieses Schiff sollte eigentlich schon gestern ausgedockt werden, doch es war zu windig (haben wir auf der Fahrt hier hin bemerkt). Ein neuer Termin ist für Dienstagnachmittag vorgesehen. Die Emsüberführung ist dann für Mitte September geplant – das zu sehen muss ein tolles Erlebnis sein.
Ebenfalls in diesem Baudock steht schon ein fast fertiges Element von 120 m Länge von dem nächsten Kreuzfahrtschiff, ein weiteres liegt zurzeit im Hafenbecken. Nun beantworten sich unsere Fragen vom Vortag, es handelt sich um ein Teilelement.
Diese beiden werden dann am Dienstag in das frei werdende Dock gefahren, um in den nächsten 6 Monaten mit Heck- und Bugteil (liegen auch schon fast fertig in der Halle) zu einem vollständigen Schiff zu „verwachsen“,
der ANTHEM OF THE SEAS.
Über einen Besuchergang haben wir Einblick in diese enorme Werfthalle, in der man in der Woche das eifrige Treiben der Mitarbeiten beobachten kann (schade, dass heute Sonntag ist). In ihr ist auch ein Kran, der 800 Tonnen heben und verschieben kann. Er ist für die Bewegung der einzelnen Segmente zuständig. Diese Stahlsegmente (ähnlich einem Etagenstück von 30 x 35 m) werden in einer anderen Halle durch Lasertechnik (auch die modernste) zugeschnitten und per Computertechnik verschweißt, dann mehrere aufeinandergesetzt und hier zu etwas ansehnlichem weiter verarbeitet.
Wenn man es also genau nimmt, ist ein Kreuzfahrtschiff nichts anderes als ein riesengroßes Sandwich ;-)
Ihr merkt schon, ich bin fasziniert von der Besichtigung und kann sie nur empfehlen.
Der Bus bringt uns wieder zurück zur Innenstadt und wir essen in der wunderschönen Fußgängerzone am Hauptkanal sitzend ein dickes Eis und lassen alles nochmals Revue passieren. Der Gang zurück geht ebenfalls an diesem Hauptkanal und seinen vielen (stillgelegten) Hubbrücken entlang, in ihm liegen einige Schiffe aus längst vergangenen Zeiten. Obwohl Sonntag ist sind die meisten Geschäfte offen und es herrscht hier ein reges Treiben, was sicherlich auch mit der diesjährigen Landesgartenschau zusammenhängt.
Wieder zurück in unserem Hafen machen wir noch einen Gang zu dem gegenüber liegenden Linssen-Yachts-Center, jedoch hat die Ausstellungshalle leider geschlossen.
Bei einer Tasse Marzipantee und Plätzchen sitze ich nun hier auf dem Achterdeck unter der Vollpersenning (zum Glück haben wir so eine) und schreibe bei Prasselregen den Blog weiter, eine normale Unterhaltung ist wegen dem Lärm nicht möglich.
 
Am Abend unternimmt die Papenburger Jugend
wieder ihre lauten Fahrübungen, 
der Sprit ist doch noch nicht teuer genug…
Wir sitzen derweil bei Wein und erneutem Prasselregen mit Gewitter auf dem Achterdeck und erfreuen uns an einem schicken Regenbogen.


Tag 15: Montag, 11. August 2014 – Fahrt von Papenburg nach Wachtum

Heute werden wir Papenburg wieder verlassen. Die erste Schleusung heraus, leider kostenpflichtig, ist laut Plan um 12 Uhr, nach telefonischer Anfrage erfahren wir, dass wir wegen einem Schubverband wohl schon 30 Minuten vorher schleusen können – Prima. Dann mal fix das Stellwerk für die Eisenbahn- und Straßenbrücke anrufen, hier erhalten wir die Info, dass gegen 11:20 Uhr die Brücken gehoben werden können – hoffentlich reicht dann die Zeit zum Rüberfahren zur Seeschleuse. Mit dem Hafenrundfahrtschiff PAPENBURG und einem weiteren Sportboot verlassen wir bei starkem Wind unser Hafenbecken, kurz hinter den Brücken funkt die Schleuse uns schon an und sagt, sie würde mit halboffenem Tor auf uns warten. So können wir direkt einfahren (dieses Mal sogar obwohl das Einfahrtslicht noch rot anzeigt, aber wir haben ja die Erlaubnis). An den Gleitstangen kurz festmachen, könnte es schon losgehen. Doch es passiert nichts sichtbares, dafür öffnet nach kurzer Zeit schon das Gegentor, der Wasserstand der Ems ist wohl gleich mit dem innerstädtischen. So kamen wir in den Genuss einer vorzeitigen Schleusung und müssen nicht mal dafür bezahlen – Super. Also wir können über die Papenburger Seeschleuse nicht meckern!
Ein letzter Blick auf die Meyer-Werft und schon biegen wir in den Dortmund-Ems-Kanal Richtung Süden ein – wir sind nun sozusagen auf unserer Zielgeraden.Mit dem auflaufenden Emswasser kommen wir gut voran, einzig der Wind von vorne bremst uns etwas aus. Das Wasser sieht aus wie braune Brühe, es „trägt“ wohl sehr viel Schlamm mit sich, was wir auch an unserem LOT (Tiefenmesser) feststellen, er funktioniert nicht mehr, stattdessen gibt er Daueralarm wegen zu niedriger Wassertiefe.
Bei der Schleuse Herbrum bekommen wir gesagt, dass wir erst bei der übernächsten Schleusung dabei sein können, also wollen wir festmachen, doch der Sportbootanleger ist durch ein Arbeiterfahrzeug blockiert. So gehen wir Päckchen parkend an ihn ran, was durch den immer noch starken Wind erschwert wird. An Bord ist niemand und wir wissen, dass es vorgestern schon hier gelegen hat – das ist nicht Sinn eines Sportbootwarteanlegers! Die Schleusung erfolgt dann für uns alleine, auch hier ist kein Höhenunterschied feststellbar. Ab nun sind wir aus dem Tidengewässer raus. Man merkt dem Wasser auch gleich an, dass es nicht mehr so verschlammt ist, nach gewisser Durchspülzeit funktioniert auch wieder die LOT-Anzeige.
Bei der nächsten Schleuse müssen wir wieder warten, auch hier ist das Anlegen blöd, da es sich um einen provisorischen Anleger aus Dalben und einer Treppe handelt, doch es geht – besser als eben. Nach fast 40 Minuten Wartezeit können wir hinter einem Berufsschiff und insgesamt 6 Sportbooten einfahren. Bei der Ausfahrt merken wir schon, dass es einige von denen arg eilig haben, wir haben den Schleusenvorhafen noch nicht ganz verlassen, da preschen schon 3 Sportboote an uns vorbei – das ist doch kein Rennen hier. Außerdem kommen sie eh nur bis zur nächsten Schleuse, denn dann sammeln sich wieder alle…
Wir lassen uns davon nicht beirren und setzen ruhig unseren Törn fort, unser Ziel ist Haren, das hieße noch 2 Schleusungen. Kurz vor dem Marinapark Emstal bei Wachtum entscheiden wir uns aber um, biegen hier ein und finden auch genug freie Liegeplätze. Eine sehr schöne Anlage mit 2 Hafenbecken, viele der Liegeplätze gehören zu den umliegenden Häusern, doch es gibt auch ca. 20 Gastplätze, lediglich die Stege könnten 2 m länger sein, aber es geht. Empfangen werden wir von einer Schwanenfamilie.
Gerade als wir alle Leinen verzurrt haben, beginnt es – mal wieder – heftigst zu regnen. Also trinken wir heute mal erst den Anlegeschluck und als die Sonne wieder scheint, gehen wir ins gegenüberliegende Hafencafe, um uns dort anzumelden. Wir bezahlen pro Meter 1 € incl. Strom und Wasser, die Duschmarke kostet 1,50 €. Das Sanitärgebäude macht auch hier einen neuen und gepflegten Eindruck.

 

Nach dem Essen wartet auf mich noch eine Aufgabe,
der neue Treppenfender benötigt noch eine 2 Halteleine, diese werde ich nun dranspleißen. Die erste hatte ich schon im Heimathafen gemacht, es war mein Erstlingswerk, der Anfang war nicht so schön geworden, doch der Spleiß selber sah dann ganz ordentlich aus. Dieses Mal klappt es auch mit dem Anfang besser. Mal sehen, wann wir ihn einweihen können.
Er kann – wie der Name schon sagt – als Treppe dienen, wenn der Steg einiges tiefer liegt als die Gangbord des Bootes 

  - für „alte“ Leute eine echte Hilfe ;-)


Als wir eigentlich schon ins Bett gehen wollten, sah ich in den weit entfernten dunklen Wolken ein kurzes Leuchten, war es ein Blitz von einem Gewitter oder ein Wetterleuchten? Zu dritt machten wir es uns nochmals bequem und beobachteten die nächsten 20 Minuten noch viele dieser Phänomene. Sie waren aber nicht nur an einer Stelle, sondern verteilten sich über den Horizont. Wie bei einem Feuerwerk bestaunten wir dieses Naturschauspiel und waren am Ende der Meinung, dass es sich wahrscheinlich um weit entfernte Gewitter gehandelt haben muss.

Tag 16: Dienstag, 12. August 2014 – Fahrt von Wachtum nach Haren

Die heutige Strecke ist wieder mal nicht so lang, beinhaltet aber 2 Schleusen, da weiß man nie, wie es so wird.
Das Wetter verspricht auch nicht das Beste zu werden.

Morgens um halb 7 sieht man die aufgehende Sonne noch vor blauem Himmel, doch schon beim Fototermin ist sie schüchtern und versteckt sich hinter den schnell kommenden Wolken.
Entsprechend abwechslungsreich wird es weiter gehen…
 


Mittags starten wir nach dem Motorcheck die Maschine, ablegen dürfen wir noch im trockenen, aber dann geht es schon los. Wir hören Donner, Blitze lassen sich kurz blicken und selbst Hagelkörner statten uns einen Besuch ab.






Wegen der aufkommenden „Regendunkelheit“ (auch unsichtiges Wetter genannt) darf die Navigationsbeleuchtung nach langer Abstinenz mal wieder zeigen, wofür sie da ist. Das Fahren, speziell das Gucken ist arg erschwert, denn die Plastikscheiben sind dicht an dicht mit Regentropfen übersät und auf den Glasscheiben quält sich der viel zu kleine Scheibenwischen hin und her – der muss dringendst durch einen größeren ersetzt werden. Dazu kommt eine unbequeme gebückte Haltung für den Skipper, zumindest wenn man fast 2 m groß ist.



Vor der ersten Schleuse heißt es mal wieder dümpeln, weil kein gescheiter Warteanleger vorhanden ist, außerdem sind wir zu 6 Booten. Die Schleusung selbst ist kein Problem, es gibt in der Schleuse Düthe Einzelpoller und einige Gleitstangen an beiden Seiten, auch ist das rauf schleusen hier nicht so turbulent wie in manch anderer. Ebenso ist es bei der Schleuse Hilter, allerdings können wir hier direkt einfahren. Unsere Regenjacken ziehen Sarah und ich aber erst gar nicht aus, denn das lohnt heute nicht, wir benötigen sie bei beiden Schleusungen.
Kurz nach der zweiten erreichen wir schon die Stadt Haren, hier ist im letzten Jahr ein neuer Sportboothafen eingeweiht worden. Im Internet gab es schon einen detaillierten Plan, so wissen wir, wo wir bei, unserer Bootslänge festmachen können (wenn das doch immer so wäre), Liegeplätze sind hier noch mehrere frei. Der Wind, der uns natürlich auch schon den ganzen Tag treu ist, zeigt sich auch hier von seiner besten Seite, doch inzwischen sind wir ein ganz gutes Dreierteam geworden.
Jetzt sitzen wir hier und warten auf besseres Wetter, denn wir wollten noch eben die Stadt beschauen und Kleinigkeiten einkaufen, doch irgendwas hält uns davon ab – ich glaube es nennt sich PRASSELREGEN – Grrrrrrrrrr. Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber den hatten wir nun schon oft genug!!!
Nach 1 Stunde hat der Wettergott ein Einsehen mit uns, wir gehen los. Vorbei geht es an mehreren Neubauten, die direkten Blick auf den Hafen haben - das wäre was, so nah beim Boot zu wohnen...
Als nächsten kommen wir an der Schleuse 1 des hier beginnenden Haren-Rütenbrock-Kanals vorbei. Dieser kleine Kanal ist hier die Verbindung in die Niederlande und im letzten Jahr schon in Verbindung mit der Überführung der BetteLu gefahren worden. Die Schleuse wirkt wie aus vergangenen Zeiten und das liegt nicht nur an dem schönen Abendlicht.

Hinter der Schleuse liegen mehrere schöne alte Schiffe aus dem Schiffsmuseum, das hier in Haren zu Hause ist. Tagsüber kann man sie auch besichtigen.

Wir wenden uns der Stadt zu, denn wir haben gelesen, dass hier der Emslanddom steht: ein Dom in so einer kleinen Stadt? Das wundert uns. Kurze Zeit später stehen wir schon vor ihm, es ist die kath. Pfarrkirche St. Martinus, im Volksmund auch der Emslanddom genannt.
Sie wurde 1908-1911 unter Verwendung von Turm und Seitenmauern einer neugotischen Kirche von 1854 erbaut. Das sieht schon befremdlich aus, 2 völlig unterschiedliche Baustile in einer Kirche zusammengefasst. Auch zuvor war hier schon eine Kirche gewesen, die 3 Bronzglocken sind so aus den Jahren 1517, 1650 und 1921.
Die Fußgängerzone ist nichts besonderes, es gibt hier augenscheinlich nur neue Häuser, so fehlt der Stadt der gewisse Charme.

 

Tag 17: Mittwoch, 13. August 2014 – Fahrt von Haren nach Lingen
Eigentlich wollten wir auch einen Zwischenstopp im Hafen Meppen einlegen, der liegt fast 2 km in einem Altarm rein, wunderbar ruhig, doch ist uns die Strecke Haren - Meppen doch zu kurz, zumal wir nun anstreben, wegen einer Familienfeier schon am Freitag zurück zu kehren. So fahren wir heute durch den hier natürlich wirkenden Dortmund-Ems-Kanal weiter bis Lingen.

 



Südlich von Lingen sind 3 Clubs in der Alten Fahrt beheimatet, hier finden wir ein Plätzchen an dem endlos wirkenden Steg.
Die Sanitäranlagen mit Duschen sind in dem höher liegenden Vereinsheim untergebracht, selbst Waschmaschine und Trockner warten hier auf ihren Einsatz. 

Sie stehen allerdings auf der Damentoilette - was soll uns das jetzt sagen???


 


Tag 18: Donnerstag, 14. August 2014 – Fahrt von Lingen nach Riesenbeck
Morgens legen viele Boote schon ab, während wir noch frühstücken (sind die so früh oder wir so spät?). Eines dieser Boot kommt nach kurzer Zeit wieder zurück, wir fragen uns warum, doch die Antwort erkennen wir schon bald. Sie haben vergessen den Schlüssel für die Stegtore in den Briefkasten zu werfen. Damit sie nicht extra anlegen müssen, flitze ich schnell rüber um den Schlüssel entgegen zu nehmen. Dabei bermerke ich auf dem Steg, wie ungemütlich es ist auf den Rosten zu laufen, denn ich hatte in der Eile keine Schuhe angezogen und bin nun barfuß - AUA! Jetzt weiß ich wie Hunde sich fühlen und warum sie oft auf Stegen getragen werden. Die Bootseigner freut mein Einsatz, so können sie direkt wieder umdrehen und sich auf ihren Weg machen.
Eben das tun wir dann auch bald, denn wir haben heute 6 Schleusen vor uns.und man weiß ja nie, wie es so klappt. Das merken wir schon gleich bei der ersten, der Schleuse Gleesen, hier fehlt es leider an einem Wartesteg für Sportboote, so müssen wir bei dem heutigen Wind an einer Dalbe festklammern. Über 1 Stunde lässt man uns hier schmoren, ohne dass was sichtbares passiert. Das kann ja heiter werden heute...
Bei den folgenden Schleusen klappt es zum Glück besser, teils sind die Tore schon auf für uns und das grüne Licht (Einfahrt frei) sehen wir schon von weitem. Was uns heute auch begleitet ist wieder der nun schon bekannte Regen - das wäre doch nicht nötig gewesen.
Ab der Schleuse (ich glaube es war) Venhaus gibt es übrigens schöne neue Sportbootwartestege, sie sind lang und hoch und haben sogar einen Prellschutz aus Gummi - Herrlich - kann das nicht überall so sein?
Es ist schon 18:00 Uhr als wir die letzte Schleuse verlassen, doch nun ist unser Tagesziel auch nicht mehr weit. Vorher schließt sich noch unser "Urlaubskreis", wir passieren das Nasse Dreieck, hier bogen wir vor 2 1/2 Wochen in den Mittellandkanal ab. An der Liegestelle Riesenbeck machen wir fest und machen uns gleich auf den Weg in den Ort. Wie schon vor fast genau 1 Jahr besuchen wir am letzten Abend der Fahrt die Pizzeria und zum Dessert die Eisdiele fast nebenan. In der Pizzeria sitzen wir mit einem holländischen Pärchen am Tisch, sie haben ihr Boot hinter uns liegen, es ist 109 (!) Jahre alt. TOLL! Man kann also lange was von seinem Boot haben wenn man es nur pflegt!

Tag 19: Freitag, 15. August 2014 – Fahrt von Riesenbeck nach FUESTRUP
 Trotz morgendlichem diesigen Wetter starten wir schon um halb 10, es sind keine 30 km mehr bis zum Heimathafen, den wir gene im Mittag erreichen wollen. Diese letzte Etappe verläuft ohne besondere Vorkomnisse. Was uns jedoch erfreut, ist das hier wieder grünliche Kanalwasser. Die ganze Zeit schwammen wir in einer teils arg braunen Brühe durch die Landschaft, hier kann man teils sogar die Wasserpflanzen unterhalb der Wasserlinie verfolgen, 
Pünklich zu 12 Uhr liegen wir wieder in unserer Box und beenden damit unsere diesjährige große Tour. 
Unser Sohn holt uns wieder ab, auch wenn er wohl gerne noch mehr Zeit alleine verbracht hätte...


Die Eckdaten unserer Tour:
67 Betriebsstunden bei 586 km Wegstrecke, 
27 Schleusen und 6 Brücken, die geöffnet werden mussten. 
Der Tank ist fast halb leer gefahren, so dass wir nicht ganz 300 Liter Diesel verfahren haben.
Die Runde ist sehr schön zu fahren und wir werden sie sicherlich nochmals unternehmen, 
um uns die Städte an zu sehen, die wir nun zu knapp besucht haben. 
Aber fast 3 Wochen Zeit für die Tour finde ich schon angemessen.

Einen kleinen Nachtrag möchte ich noch geben: 
Es ist ja immer wichtig die Ladung zu sichern, es könnte ja mal stürmisch werden, 
damit sind nicht nur die vielen herumliegenden Sachen gemeint oder 
die offenstehenden Türen, die dann mit lautem Knall zufallen und einen zusammenzucken lassen.
Nein, auch die wichtigen Dinge IN den Schränken wollen gesichert sein, hier ein Beispiel:
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Im Spätsommer unternehmen wir -  teils mit Gästen - noch einige schöne Tagestouren, unter anderem zum nahegelegenen Stadthafen nach Münster, er liegt sehr dicht am Stadtzentrum. Verfahren kann man sich hier nicht, man muss nur immer dem schon von weitem zu sehenden Funkturm folgen. Auf der Fahrt hierhin passieren wir die Schleusengruppe Münster, für die Besucher immer wieder spannend. Im Stadthafen angekommen kann man entweder in einem der vielen Restaurants essen gehen oder aber man genießt sein mitgebrachtes Mahl.

 

In den Herbstferien fahren wir "kinderlos" unsere Abschlusstour für diese Saison,
als Ziel haben wir uns meine Arbeitsstadt Hamm ausgeguckt. 
Bei Lüdinghausen möchten wir beim Gasthaus Peters anlegen, es hat einen eigenen Bootssteg für seine Gäste, doch leider ist er durch 2 Boote belegt. Dahinter liegt noch ein langer Privatsteg, hier sehen wir ein Elling-Boot wieder (es hatte in Münster mit uns geschleust), leider hatte es sich mittig in eine große Lücke gelegt, vorn wie auch hinten zu klein für uns. Auf Nachfrage zog der Eigner sein Boot einen Hauch (!) nach hinten, so dass wir doch noch vor ihm festmachen konnten. Auch er wollte rüber in das Gasthaus, sagte uns noch, man bräuchte einen Schlüssel für diesen Steg, der Zuständige wäre noch am Ende auf seinem Boot - und weg war er - ebenso der Schlüsselmeister. So waren wir auf diesem Steg eingesperrt, ärgerlich! Gut dass wir noch Dosen vom Sommerurlaub in den Schränken hatten.
Morgens fuhren wir auf die andere Kanalseite, um an der Liegestelle Lüdinghausen festzumachen. Nach dem ausgefallenen Abendessen wollten wir nun wenigstens frühstücken gehen. Das Anfahren derselben war allerdings sehr unruhig, denn ein Gleiter mit Jungvolk meinte uns noch mit flotter Geschwindigkeit überholen zu müssen, obwohl wir gerade im Gegenverkehr mit einem Berufsschiffer waren - wir können über diesen Unfug nur verständnislos den Kopf schütteln!!!   Das unruhige Wasser behindert uns selbst noch beim Anlegen.
Die Burgenstadt ist von hier aus gut zu erreichen, auch soll sie eine sehr gute Eisdiele haben, doch die bleibt uns bei diesem Besuch noch verwehrt, wir müssen ja auch noch "Aufgaben" für das nächste Jahr haben. Einkaufszentren mit Bäckereien sind hier kanalnah in wenigen Minuten zu erreichen. Nach einem leider mittelmäßigen Frühstück geht es bei Sonnenschein (endlich mal was Gutes!) weiter Richtung Henrichenburg. Unterwegs haben wir kaum Gegenverkehr, außer natürlich in der langen Baustelle, in der man teils nur genug Breite für ein Fahrzeug hat, also heißt es für uns warten, einmal auch Festmachen an einem der liegenden Arbeitsschiffe (es ist Wochenende, so ruht die Arbeit hier). Nach der Baustelle sind wir dann wieder ziemlich allein unterwegs, warum nicht eben???
Vor dem Hebewerk machen wir, wie schon im Frühjahr beim YC Hebewerk Henrichenburg fest, wieder mit wunderschönen Blick auf das alte Bauwerk, es entschädigt uns für die Ärgerlichkeiten der letzten beiden Tage. 
 Am dritten Tag fahren wir bei diesigem Wetter ein Stück zurück um in den Datteln-Hamm-Kanal einzubiegen. Teils gibt es hier wegen des noch schmalen Kanals Begegnungsverbote, sie sind stündlich geregelt, es passt für uns, so erreichen wir schon zeitig den Preußenhafen in Lünen. Der Liegeplatz hier ist kostenlos, lediglich für Strom und Duschen bezahlt man. An dem Kiosk kann man sich mit Brötchen eindecken oder auch eine Kleinigkeit essen, auch die selbstgebackenen Torten sollen gut schmecken, doch wir sind versorgt. Lediglich ein paar Zutaten für den nächsten Tag besorgen wir uns noch im nahe gelegenem Discounter, denn am nächsten Tag haben wir 2 nette Mitfahrerinnen, dafür muss noch ein Kartoffelsalat gerichtet werden. Fix ist er fertig und kann über Nacht durchziehen.
Am nächsten Tag erreicht uns der Besuch voller Erwartung und bringt sogar Sonne und Kuchen mit. Nach einer kurzen Bootsbesichtigung starten wir den Motor und machen uns auf den Weg nach Hamm. Unterwegs sehen wir HILDEGARD am Kanalrand stehen, sie ist im August hier gesunken und wartet noch auf ihre Verschrottung. 
In Hamm angekommen sind wir erstaunt über den großen Stadthafen, das schöne Hafenverwaltungsgebäude aus dem Jahre 1880 und die grünen Ansichten dieser großen Stadt. Weiter geht es durch die Hammer Schleuse, vorbei am Centrum mit seinem bekannten Allee-Center, dem Kurpark bis zur Schleuse Werries. Hier führt der Besuch schon eifrig die Schleusenleinen, so gefällt mir das :-)  Bei der Weiterfahrt passieren wir auch die Warschauer Allee, die Autobahnbrücke der A2, kurz darauf liegt das große Westfalen-Kraftwerk und hier erreichen wir bei km 47,2 das Kanalende. Es war ursprünglich geplant, ihn bis Lippstadt weiter zu bauen, wurde aber nie in die Tat umgesetzt - Schade!
Wir drehen um und machen am Anleger Maxipark fest, hier lassen wir den Abend gemütlich ausklingen. Unser Besuch lässt sich wieder abholen und wir sind alle der gleichen Meinung - es war ein toller Tag.
Morgens starten wir den Motor, von hier hat man Sicht auf die Schleuse, so müssen wir nicht vor ihr dümpeln, sondern kommen passend bei ihr an. Nach ihr durchfahren wir wie schon am Vortag den Grüngürtel der Stadt. In der Schleuse Hamm sehen wir das  
Einspeisungshaus von 1913, es versorgt den Kanal bei Bedarf mit Wasser aus der Lippe. Hat auch sie zu wenig Wasser, wird sogar Wasser aus dem Rhein-Herne-Kanal nach hierhin gepumpt.
Hinter der Schleuse sehen wir die Feuerwehr bei der Vorbereitung für eine Autobergungsübrung, kurze Zeit darauf kommt die Meldung auch über Funk, denn nun heißt es die Stelle mit erhöhrter Aufmerksamkeit zu passieren.
Die centumnahe Liegestelle City Hamm bei km 35,7 steht übrigens zur Zeit wegen des Kanalausbaus nicht zu Verfügung. Für uns geht es weiter Richtung Westen, zeitweise kann man von unserem Fahrstand auch die neben dem Kanal schlängelig fließende Lippe sehen. Das Schiff HILDEGARD wird heute in ihre Einzelteile zerlegt und verschrottet, hoffentlich bleibt uns so ein Schicksal erspart! Bei Bergkamen sieht man noch ein ehemaliges Fördergerüst der Zeche Haus Aden, damals wurde hier noch viel Kohle abgebaut.
Nach einer erneuten Übernachtung in Lüdinghausen erreichen wir nach einem regenreichen letzten Tag wieder unseren Heimathafen. 

Schon 3 Tage später wird BetteLu aus ihrem nassen Element gehoben.
Was gingen die 6 Monate schnell um, doch haben wir viele schöne kleine und große Fahrten unternommen
und nie hat sie uns im Stich gelassen - DANKE!

Für den Winter haben wir auch schon Pläne -
man sagt ja, für jede Stunde Fahrgenuss müssen 10 Stunden Arbeit rein gesteckt werden.
Die Firma Spieker nimmt sich als erstes unseres Bootes an, denn der Gangbord- und Achterdeckbelag muss dringenst erneuert werden. Der alte Lack ist an den Kanten aufgeplatzt und das unterlaufende Wasser sorgt für entsprechende Roststellen. So kratzt sie mühselig den alten Belag ab, entfernt den Rost und bringt einen neuen Anti-Slip-Belag auf.
Nach 2 Wochen können wir das fertige Werk bestaunen, es wirkt jetzt ganz anders, sieht aber toll aus. Ein Endanstrich wird im Frühjahr noch aufgetragen.
Nun dürfen wir aktiv werden:
Zunächst kontrollieren wir die umfangreichen Bilgenarbeiten vom letzten Winter, es sieht gut aus, keine erneuten Roststellen. Dieses Jahr werden wir die beiden Wassertanks ausbauen um darunter die Bilge zu streichen und auch die Leitungen zu erneuern. Die Tanks sitzen im Heck unter unserem Eignerbett, es ist also sozusagen ein doppeltes Wasserbett (Kanal/Fluss und Tanks). 
 

In Häusern hofft man ja immer, dass man beim Renovieren in irgendwelchen Löchern die versteckte Million findet, bei uns reicht es leider nur für einen Handfeger, der hier vermutlich seit 19 Jahren in der Bilge liegt - SCHADE!



Erschrocken sind wir über das Restwasser in den Tanks,
da kann man nicht von FRISCHwasser reden,
es errinnert farblich eher an die Brühe aus dem Fäkalientank vom letzten Jahr
- war da wirklich alles richtig angeschlossen???

Das Ausbauen selbst ist dann kein Problem, sie kommen erstmal mit nach Hause für eine Grundreinigung. Mehr Probleme macht uns der umliegende Holzfußboden, denn wir kommen noch nicht an alle Bilgenbereiche, ein entscheidener bleibt noch im Verborgenen. Doch sitzen auf den Bodenplatten die Wände und Türrahmen, die wir nicht alle entfernen wollen. Also bringen wir beim nächsten Besuch die Tauchsäge mit und schaffen uns so eine neue Arbeitsklappe, dieses natürlich mit der nötigen Vorsicht, denn unter dem Boden verlaufen mehrere wichtige Leitungen - es geht gut.
Das Entrosten der Bilge starten wir zunächst wie schon im Vorjahr mit unserem Nadelentroster, doch schon bald müssen wir ihn abschalten, denn es haben sich wohl andere durch den Lärm gestört gefühlt, der Hafenmeister untersagt es uns - BLÖD! Wir kamen damit so gut voran! Doch fügen wir uns. Zu Leibe rücken wir dem Rost nun mit einem flüssigen Entrostermittelchen, hoffentlich funktioniert es auch. Den Zingaanstrich erledige ich indem ich schlangengleich in die Ecken krieche.
Ludger tauscht derweil ein Teil der alten
 Wasserschläuche aus, leider können wir den Hauptzulaufschlauch nicht ersetzen, denn gerade er sieht sehr bescheiden aus. Wir werden ihn wohl mit einer Flaschenbürste bearbeiten müssen.

 

Zu Hause beschäftigen wir uns den Winter über mit dem Bau einer Backskiste, die die vielen alltäglichen Gebrauchsgegenstände wie Pützeimer, Putzmittel und Leinen verstecken wird, aber auch als stabile Sitzgelegenheit fungieren kann, dafür wird sie noch ein schönes Polster bekommen. Den Belastungstest mit 3 stabilen Personen hat sie ohne Knacken überstanden.






 Ebenso erneuern wir an den Dämmplatten des Motorraumes den alten schwarzen Schaumstoff, der die Form von Eierhürden hat. 
Sie sind in die Jahre gekommen und bröseln nur so vor sich hin. 
Mit der neuen Silberfolie fehlt dem Motorraum nun nur noch eine Discokugel, so schön glänzt er jetzt. 
Allerdings sind die Seitenwände und der Deckel auch sehr 
schwer geworden durch das neue Dämmmaterial, 
was wir bei der täglichen Maschineninspektion merken werden.




Die Zeit rast und wir kommen im Frühjahr leider kaum zum Boot. Erst im April können wir die Scheuerleiste auf der Steuerbordseite und die beiden Davits abschrauben und uns den vielen kleinen 
und großen Roststellen widmen. Auch das mehrfache Lackieren 
mit den unterschiedlichen Farben zieht sich über 4 Wochen hin, doch dann ist endlich alles wieder schön weiß. 
Die Stellen, die im nächsten Winter dran sein werden, 
haben wir uns auch schon vermerkt ...
Zwischenzeitlich wird das Schiff auf Hochglanz poliert und gewachst und das Unterwasserschiff bekommt nach 
dem Anschleifen einen neuen Antifouling-Anstrich
 - wie im Vorjahr eine mühsame Kriecharbeit.
Während dieser Zeit bekamen wir eines Tages einen großen Schreck: Als wir morgens zum Hafen kamen, stand unser Boot nicht mehr an seinem Platz! Wurde es gestohlen? 
Nein, nach einem Rundblick stellten wir fest, dass der Hafenmeister es unter das Hallendach gestellt hatte, um Platz zu haben für die zu erwarteten Camper an dem sonnig gemeldeten langen Wochenende. Für uns war es sehr von Vorteil, denn neben der Sonne gab es natürlich auch Regen, doch konnten wir ungehindert unsere Arbeiten fortsetzen. 
Danke Klaus!


Trotz fortgeschrittener Zeit liegt Ludger noch 
ein großer Themenbereich am Herzen: 
ein Batteriecharger und ein Lichtmaschinenhochleistungsladeregler (was für ein Wort) wurden angeschafft und wollen montiert werden. Die Arbeiten dafür lassen ihn mal wieder in den engen Winkeln des Motorraumes verschwinden, ich fungiere als Handlanger..
Im gleichen Zuge werden die elektrischen Leitungen im Motorraumbereich erneuert, denn die Anschlussstellen sehen nicht mehr vertauenserweckend aus - sie bröseln so vor sich hin. 
Nach dem Anschließen durch den Fachmann kann ich einem meiner Hobbys nachkommen: das farbliches Markieren und Beschriften der Leitungen und Geräte und das Anlegen einer tabellarischen Übersicht über die Vielzahl der gefundenen Kabel 
- man hat ja sonst nix zu tun...
Nach diesen Arbeiten geht es zu guter Letzt ans Aufräumen des Schiffes, denn in einem halben Jahr sammelt sich so einiges an, was nun wieder nach Hause kann. Endlich kommt bei uns das Gefühl auf, jetzt ist es bald soweit, nicht mehr lange und das Boot wackelt wieder unter unseren Füßen. 



Auch wenn gerade die letzten Wochen sehr arbeitsreich waren, 
fand ich zu Hause noch zeitliche Lücken zum Werkeln,
um im Garten schon maritimes Flair aufgekommen zu lassen: 
der Leuchtturm und die Hafeneinfahrt warten auf ihr Schiff 
- es kann, nein es MUSS jetzt endlich los gehen...